_ Schule von Lublin | Ulrike Grossarth

Schule von Lublin

Lublin 2014

Die ‚Schule von Lublin’ ist eine Metapher mit der ich seit 2006 arbeite. Sie meint zunächst die einst so genannte Schule von Jaakow Jizchak Horowitz, des ‚Sehers von Lublin’, der im 18. Jahrhundert sein Lehrhaus, seine Jeshiva in der ulica Szeroka 28 in Lublin führte. Die Stadt war damals das Zentrum des Chassidismus in Polen und galt als das ‚Jerusalem des Ostens’.

Im 20. Jahrhundert ist die Stadt Lublin wiederum ein Brennglas europäischer Geschichte. In Lublin befindet sich das ehemalige KZ Majdanek, von Lublin ging die vom NS-Regime  geplante sogenannte ‚Aktion Reinhardt’ aus, ein beispielloser Vernichtungsfeldzug bis in die Ukraine hinein. Die vielfältigen historischen Schichten bieten Anlass für Anschauung und Fragestellungen, die in  den letzten Jahren künstlerische Prozesse speziell in Zusammenarbeit mit Studierenden meiner Klasse in Gang gesetzt hat, in denen historische, mentale und kulturelle Motive des Nachdenkens und Imaginierens umgesetzte werden. 

Die Weisheit und Prophetie der chassidischen Meister, die eine Schulung und Kultivierung des paradoxen Denkens ist, spielt dabei eine besondere Rolle. Es geht um die Entwicklung eines Bewusstseins, welches das tatsächliche Betreten der Zonen, Räume und Bereiche ermöglicht, die durch eine einseitige rationale Weltinterpretation verschlossen bleiben.