_ Belvedere Wien | Ulrike Grossarth

Belvedere Wien

nach Zeichnungen von Salomon Kleiner, Wien 1740
Ein weiteres Projekt aus historischem Material war die Bearbeitung der Kupferstiche des Belvederes
in Wien von 1731–40 von Johann Lucas von Hildebrandt.
Bei einem Besuch des Belvederes im Jahre 1982 stand ich im Mitteltrakt des Oberen Belvedere und schaute von dort aus durch ein Fenster in den Park zum Unteren Belvedere.

Mein exponierter Standort in der Mitte des symmetrischen Gebäudes und die diesen Standpunkt noch unterstreichende Parkgestaltung, vermittelte mir plötzlich die Empfindung für die Konsequenzen, sich als Mensch optimal in eine Anlage integrieren zu wollen, die ich als Projektion idealer Prinzipien in materielle Verhältnisse sehe.
Die Bedingung ist: Stillstand. Nur in der Bewegungslosigkeit ist die Totale wahrnehmbar.

Beim Gang durch den Park stellte sich dann an den Wasserbecken die Frage erneut. Die gebaute Symmetrie rechts oder links zu umgehen bedeutet, die oben beschriebene Konstruktion vorausgesetzt, ein Abweichen in existentielle Bedingungen.
Von der damals erstandenen Mappe mit Kupferstichen habe ich ein Motiv bearbeitet.
Es zeigt das Wasserbecken „der Haupt-Cascaden in der Mitte des Gartens“ nach Zeichnungen von Salomon Kleiner 1740.
Im Original sieht man noch einige Figuren mehr am Rand des Beckens stehen.
Bis auf die eine Figur habe ich alles andere aus dem Stich herausgearbeitet. Die verbliebene Geste des Armes aus der Kommunikation mit dem vorher neben ihr stehenden Gesprächspartner bezieht sich dadurch auf das Element Wasser.
Ich habe oft an mögliche Anschlusshandlungen dieser Figur nachgedacht.
Am besten gefällt mir: Die Figur würde sich ins Wasser begeben, dadurch als lebendiger Faktor in der ideal konzipierten Umgebung zu sich selbst kommen und untertauchen, um aus dem Bild zu verschwinden.