_ Kultur/ Konserven 1 | Ulrike Grossarth

Kultur/ Konserven 1

Die Encyclopédie Diderot& D'Alembert, Paris 1751

Im Jahre 1751 unternahmen Diderot und d’Alembert in der von ihnen herausgegebenen Encyclopédie den Versuch alle menschlichen Wissensgebiete in einen logischen und genetischen Zusammenhang zu bringen. In den Bildbänden dieses Kompendiums wird der Anspruch deutlich, einen physischen Komplex abzubilden, der einen rationalisierten Zugriff auf die Welt suggeriert. Auf tausenden von Seiten finden sich Abbildungen von Werkstätten aller Art und dazu die analytische Auflistung aller Handwerkszeuge und Handwerkzeugteile, bis zur kleinsten Schraube.

Ich verstehe die blass-grauen Zeichnungen der Encyclopédie als virtuelle Wunderkammer der beginnenden Moderne. Monatelang hatte ich diese ‚Kulturkonserve’ studiert, bevor mir ihre Verwendung in meiner Arbeit klar wurde. Alle Prinzipien der Morphologie, alle möglichen Formen der Vergegenständlichung sind verwirklicht und zeichnerisch skizziert. Die Encyclopédie als Arsenal von Projektionen, als Manifestation des Bewusstseinszustandes des ausgehenden 18. Jahrhunderts, das gleichzeitig einen Epochenbruch darstellt und den Beginn einer heute noch andauernden Weltwahrnehmung zeigt.